Bedburg-Königshoven und Separatfriedhof Morken
Dr. Elke Nieveler
Grundlage dieses Projektes ist die Publikation und archäologische Auswertung des Gräberfeldes Königshoven-Morken und des zugehörigen Separatfriedhofes auf dem Kirchberg von Morken. Beide Fundplätze wurden im Rahmen der Braunkohleabgrabungen entdeckt und ergraben. Die Bestattungen auf dem Kirchberg wurden bereits 1955/56 in Verbindung mit einer umfangreichen archäologischen Erforschung des Siedlungsareals auf dem Kirchberg dokumentiert und vor allem die singulären, ausgesprochen reichen Funde aus dem sog. Fürstengrab waren mehrfach Gegenstand der archäologischen Forschung, ohne daß die Quellenedition der 50er Jahre einer kritischen Revision unterzogen werden konnte, was die Diskrepanzen in den bislang publizierten Plänen geraten erscheinen lassen. Hauptgegenstand des Projektes ist die Vorlage und Untersuchung des zugehörigen Ortsgräberfeldes in Bedburg-Königshoven, dessen ca. 500 Gräber des frühen 6. bis 7./8. Jahrhunderts in den frühen 80er Jahren in einer beispiellosen, aufwendigen und engagierten Notgrabung im unmittelbaren Vorfeld der Abgrabung von der Außenstelle Braunkohle des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege (damals Niederzier-Hambach) unter der Leitung von J. Göbel dokumentiert werden konnten. Es wurden regelhaft Blockbergungen komplizierterer Funde und Befunde vorgenommen, die in der Restaurierungswerkstatt des Rheinischen Landesmuseums Bonn unmittelbar anschließend unter der Leitung von Dr. J. Giesler freigelegt und in Detailzeichnungen sowie mit zahlreichen organischen Proben dokumentiert wurden.
Diese detaillierte Dokumentationsweise der Lagebezüge und die umfangreiche Probenentnahme organischer Reste erlaubt einzigartige Einblicke in die Funktionszusammenhänge der Fundsstücke. Durch die hohe Gräberzahl und die Vergleichbarkeit von separierten Gräbern und Ortsfriedhof sowie die historischen Voraussetzungen stellt das Material dieses Gräberfeldes zudem eine Ausnahmeerscheinung im Fundgut der nördlichen Rheinlande dar. Hier können Erkenntnismöglichkeiten zu soziologischen Fragen erschlossen werden, die die flächendeckenden gebietsbezogenen Arbeiten zur Merowingerzeit in den nördlichen Rheinlanden zwar aufgeworfen haben, die aber aufgrund des meist nur fragmentarisch geborgenen, erhaltenen und/oder dokumentierten Fundmaterials vieler einzelner Fundstellen nicht abschließend beantwortet werden konnten.
Die Arbeiten wurden am 1. Oktober 2006 begonnen. Der druckfertige Katalog liegt seit Juni 2009 vor, Untersuchungen der Holzreste, Textilien und Metalle sind ebenfalls abgeschlossen.
Fördernde Institutionen:
Die Stiftung zur Förderung der Archäologie im Rheinischen Braunkohlerevier fördert die Katalogarbeiten mit einer Stelle für eine/n technische/n Zeichner/in und eine/n Wissenschaftler/in.
Kooperationspartner:
Landschaftsverband Rheinland
Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege
Rheinisches Landesmuseum Bonn
Wiss. Ansprechpartner:
Literatur:
Zusammenfassend vgl. J. Giesler, Das Grab eines fränkischen Herren. Führungsblätter des RLMB 1990.- E. Nieveler, s.v. Morken, in: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 20 (Berlin/New York 2002) 247-250.
Zum Gräberfeld vgl. J. Göbel, Das fränkische Gräberfeld von Bedburg-Königshoven. Archäologie in Nordrhein-Westfalen. Schriften zur Bodendenkmalpflege Nordrhein-Westfalen 1 (Köln 1990) 279-281.- Dies., Ein fränkisches Gräberfeld in Bedburg-Königshoven, Erftkreis (FR 50). Ausgrabungen im Rheinland ´83/84. Kunst und Altertum am Rhein 122 (Bonn 1985) 174-177.
Zu den Gräbern auf dem Kirchberg von Morken vgl. K. Böhner, Das Grab eines fränkischen Herrn aus Morken. Neue Ausgrab. in Deutschland (Berlin 1958) 432-468.- A. Herrnbrodt, Die Ausgrabungen auf dem Kirchberg von Morken, Kreis Bergheim/Erft. Rhein. Jahrb. 1, 1956, 100-102.- Ders. und J. Tholen, Die Ausgrabungen auf dem Kirchberg von Morken. Bonner Jahrb. 157, 1957, 446-457.- H. Hinz, Die Ausgrabungen auf dem Kirchberg in Morken, Kreis Bergheim (Erft). Rhein. Ausgrab. 7 (Düsseldorf 1969).- Ders, Kreis Bergheim. Arch. Funde und Denkmäler des Rheinlandes 2 (Düsseldorf 1969), 141-147.- R. Pirling, Ein Spangenhelm des Typus Baldenheim aus Leptis Magna in Lybien, in: Studien zur vor- und frühgeschichtlichen Archäologie II. Festschrift J. Werner (München 1974), 471-482.- M. Vogt, Die frühmittelalterlichen Spangenhelme: ein Überblick zu archäologischen, kunsthistorischen und herstellungstechnischen Problemen. Acta Praehistorica et Archaeologica 35, 2003, 9-29.- E. Nieveler, Die merowingerzeitliche Besiedlung des Erftkreises und des Kreises Euskirchen. Rhein. Ausgrab. 48 (Mainz 2003), 35-40, 314-317.
Das Gräberfeld bei der Ausgrabung, © LVR-RAB
Werkstattzeichnungen, © LVR-RLMB